1. August Edition

Den Schweizer Nationalfeiertag will ich als Vorwand nehmen, über zwei Dinge zu sprechen. Erstens das Datum des Feiertags, zweitens unsere Nationalhymne. Zuerst etwas Geschichte.

Das Datum des Feiertags ist das angebliche Datum des Rütlischwurs von 1291. Für dieses Datum gibt es jedoch keine konkrete Angabe. Im Bundesbrief steht nämlich nur «im Jahre des Herrn 1291 zu Anfang des Monats August».

Doch natürlich ist eine Ungenauigkeit beim Festlegen des Datums nicht alles, was ich zu kritisieren habe. Der Inhalt des Bundesbriefs ist nämlich viel problematischer. Natürlich werden darin die Grundlagen eines Staates festgeschrieben, es steht aber auch, «dass jeder nach seinem Stand seinem Herren geziemend dienen soll», was für mich nicht sehr progressiv klingt. Dazu kommt, dass damals kein Bundesstaat gegründet wurde, sondern ein sehr viel loserer Staatenbund, der nicht mal unabhängig und immer noch Teil des heiligen römischen Reiches war.

Nun, welchen Tag würde ich als Nationalfeiertag vorschlagen? Den 12. September. Dieses Datum bezieht sich auf die Gründung des heutigen Schweizer Bundesstaates nach dem Sonderbundskrieg am 12. September 1848. Die Gewaltentrennung wurde durchgesetzt und der Nationalrat, Ständerat und das Bundesgericht wurden gebildet. Es wurden die Untertanenverhältnisse abgeschafft und, zumindest auf dem Papier, viele Geburtsprivilegien. Diese Verfassung entspricht meiner Meinung nach nicht nur juristisch gesehen, sondern auch dem Geiste nach eher der modernen Schweiz.

Nun zu meinem zweiten Punkt, die Schweizer Nationalhymne. Der Schweizerpsalm soll nun offenbar ersetzt werden und ich bin immer noch nicht zufrieden. Eine Nationalhymne sollte meiner Meinung nach die Geschichte und den Geist eines Landes wiedergeben. Wie zum Beispiel die amerikanische Nationalhymne, die den amerikanischen Geist «Over the land oft the free and the home of the brave» und die Geschichte vereint . Denn die darin beschriebene Schlacht fand tatsächlich im britisch-amerikanischen Krieg von 1819 statt.

Ähnlich ist es mit der Marseillaise, die  die französische Revolution beschreibt und dadurch die Werte Frankreichs vermittelt. Meiner Meinung nach erfüllen weder die alte noch die vorgeschlagene neue Schweizer Nationalhymne diese beiden Kriterien.

Aber auch der Backslash gegen die neue Nationalhymne ist meiner Meinung nach nicht ganz gerechtfertigt. Denn die Kritiker stören sich daran, dass die neue Nationalhymne Gott nicht mehr erwähnt. Dies repräsentiere die Schweiz nicht mehr. Wenn man aber die Resultate der Volkszählung anschaut, sieht man, dass rund ein Viertel der Schweizer keiner Konfession angehören. Ich glaube also kaum, dass sich dieses Viertel der Schweizer durch Gott besonders repräsentiert fühlt. Mich als Atheisten stört es nicht wirklich, dass unsere Nationalhymne Gott erwähnt. Die Präambel der Verfassung stört mich mehr. Aber das als Argument gegen diese neue Nationalhymne zu nehmen, finde ich ziemlich lächerlich. Aber vielleicht nehme ich einen Nationalfeiertag, an dem jeder eine Entschuldigung hat, Sachen in die Luft zu jagen, auch etwas zu ernst.

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